Popcornlunge

Der Mythos, dass der Konsum von E-Zigaretten eine Popcornlunge hervorrufen kann, kursiert aufgrund der ungenauen Berichterstattung weiterhin. Hartnäckig hält sich das Gerücht, eine Studie  von Forschern der Harvard Universität hätte einen Zusammenhang zwischen dem in E-Liquids eventuell enthaltenen Diacetyl und der Atemwegserkrankung Bronchiolitis obliterans, im Volksmund als Popcornlunge bekannt, hergestellt. Wer das wissenschaftliche Papier gründlich liest, kommt zu einem anderen Schluss. Die Studie konnte keine Belege für Popcornlunge durchs Dampfen liefern.

Eine Popcornlunge sieht nicht wirklich so aus.

Was ist eine Popcornlunge?

Die Popcornlunge heißt korrekt Bronchiolitis obliterans und ist eine Entzündung der kleinen Bronchien (=Bronchiolen), die mit einer Vernarbung des Lungengewebes einhergeht. Bekannte Auslöser sind vorhergehende Lungeninfektionen und Medikamente. Die Bronchiolitis obliterans ist außerdem die häufigste Abstoßungsreaktion nach einer Lungentransplantation.

Der Begriff Popcornlunge wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika geprägt, als Arbeiter einer Popcornfabrik gehäuft unter dieser Erkrankung litten. Damals wurde der Stoff Diacetyl als Auslöser verdächtigt. Die Arbeiter sprühten diesen ohne Schutzmaßnahmen auf das Popcorn und atmeten dabei große Mengen Diacetyl ein.

Popcornlunge vom Dampfen?

In den Medien wurde oft von einer Studie berichtet, die das Auftreten der Popcornlunge mit dem Dampfen assoziiert. Allerdings blieb es bei einem unbestätigten Verdacht.
Diacetyl ist als Inhaltsstoff für Liquids in der EU schon länger verboten. Im Gegensatz zu amerikanischen Produkten wurde er ohnehin selten eingesetzt. Die Konzentration von Diacetyl in Liquids aus Übersee ist äußerst gering, deutlich geringer als die gemessene Belastung durch Tabakrauch.
Im Rauch herkömmlicher Tabakzigaretten kann man Diacetyl in wesentlich höherer Konzentration nachweisen, als im Dampf von amerikanischen diacetylhaltigen Liquids. Trotzdem erkranken Raucher nicht an einer Popcornlunge.

Kein Diacetyl, keine Popcornlunge

Diacetyl oder auch 2,3-Butandion ist das einfachste Diketon. Es wird in der Lebensmittelindustrie als buttrig schmeckendes Aroma eingesetzt. Es entsteht natürlich in Butter und als Zwischenschritt beim Bierbrauen durch die eingesetzten Hefen.

In ausländischen Liquids soll es einen cremigen, buttrigen Geschmack erzeugen. Seit in Kraft treten der Richtlinie für Tabakerzeugnisse TPD2 in Europa ist Diacetyl als Inhaltsstoff in Liquids verboten. In Aromen und Longfills ist es in Deutschland seit der Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes (TabErzG) am 01.01.2021 verboten.

Als maximale Dosis (MAK) wird 0,02 ml·m−3 angegeben. Dies ist die höchste Arbeitsplatzkonzentration, die noch erlaubt ist. Darüber kommt es zwar nicht zu einer Popcornlunge, allerdings kann die Substanz dann Allergien auslösen.(Tabakrauch einer Zigarette überschreitet den Grenzwert schon deutlich!)

Wir verzichten seit der Gründung 2011 auf Stoffe, die potentiell problematisch sind. In happy liquid-Produkten wurde nie Diacetyl eingesetzt. Deutsche Hersteller verzichten inzwischen komplett auf Diacetyl. Wer Liquids aus dem Fachhandel dampft, braucht keine Popcornlunge zu fürchten. Alle happy liquids werden in Deutschland hergestellt und sind gesundheitlich unbedenklich.

Welche Symptome deuten auf eine Popcornlunge hin?

Eine Bronchiolitis obliterans ist schwierig zu diagnostizieren. Ein Facharzt stellt die Diagnose aufgrund vorhergehender Exposition (oder Vorerkrankungen) in Kombination mit den vorherrschenden Symptomen, dem radiologischen Befund und der Messung der FEV1 (Ein-Sekunden-Kapazität).

Zu den häufigsten Symptomen einer Popcornlunge gehört die Belastungsdyspnoe (Atemnot unter Belastung) und ständige Bronchitiden. Da dies sehr allgemeine Symptome sind, die auf viele Krankheiten hindeuten können, machen Sie sich nicht unnötig verrückt, sondern vereinbaren Sie einen Termin bei einem Lungenfacharzt.

Bei körperlichen Problemen sollten Sie immer einen qualifizierten Arzt aufsuchen. Nur dieser kann eine korrekte Diagnose stellen!

Ist eine Popcornlunge heilbar?

Eine Bronchiolitis obliterans (Popcornlunge) ist nur im Anfangsstadium gut behandelbar. In späteren Stadien kann die Lungenfibrose so weit fortgeschritten sein, dass eine Behandlung kaum mehr möglich ist, oder eine Lungentransplantation notwendig ist. Allerdings muß man betonen, daß Popcornlunge eine äußerst seltene Erkrankung ist. COPD bei Rauchern tritt wesentlich häufiger auf, äußert sich durch ähnliche Symptome und ist komplett dem Tabakkonsum zuzuschreiben!

EVALI = Popcornlunge?

In Amerika kam es Ende 2019 zu einigen Fällen von Lungenproblemen nach dem Gebrauch von E-Zigaretten. Leider auch mit einigen Todesfällen. Diese konnten zu gepanschten CannabisPODSysteme zurückverfolgt werden. Diese Kartuschen wurden illegal hergestellt und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Hier wurde THC-Öl mit Vitamin-E-Acetat gestreckt und dann verdampft. Hierbei handelt es sich nicht um eine Popcornlunge, sondern um eine Lipidpneumonie, bei der ölige Substanzen in die Lunge gelangen und dort zu einer Entzündung führen.

Wer seine E-Zigarette und die Liquids von seriösen (deutschen) Herstellern kauft, braucht auch keine gesundheitlichen Gefahren zu fürchten. Weltweit hat Deutschland die strengste Regulierung bezüglich Liquids und E-Zigaretten, und durch die regelmäßigen Kontrollen auch die höchste Sicherheit für Dampfer! Auch hier sorgt der Kauf im Fachhandel für SIcherheit, und natürlich auch für guten Geschmack!


Thomas Mrva happy liquid

Thomas Mrva

Geschäftsführer und Mitgründer von happy liquid.
Mediziner, Dampfer, Vorsitzender im DIN-Arbeitskreis
„E-Zigarette und Liquids für E-Zigarette“, 2. Vorsitzender
des „Bündnis für Tabakfreien Genuß e.V.“


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